Samstag, 16. Januar 2016

156 Tage um - 154 Tage vor mir

It's okay not to be happy all the time

 

Nein, das hier wird kein depressiver "Hinter-jedem-Lächeln-steckt-eine-Träne"-Eintrag, aufatmen! Der Grund, warum ich mich dazu entschlossen habe über Gefühle zu schreiben ist, dass ich momentan sehr sehr glücklich bin. Und das ist schier unglaublich wenn man bedenkt, dass ich vor vier Monaten noch überlegt habe, ob es wirklich die richtige Entscheidung war herzukommen. Ich weiß, dass es da draußen viele Austauschschüler gibt, denen es genauso ging wie mir. Wir alle hatten diese riesigen Erwartungen, Vorstellungen und Träume und oft ist es ganz einfach völlig anders gekommen als erwartet. Dazu beigetragen haben verschiedene Faktoren. Gastfamilien können komplett verschieden und kompliziert sein, manche Schulen erfüllen nicht das Erwartungsbild einer typischen amerikanischen High School und dann ist es für viele schwer Anschluss zu finden. Wir lesen diese "Meine-Welt-ist-rosa-und-flauschig"-Blogs über Auslandsjahre, die perfekt verlaufen sind und gehen davon aus, dass dies dem Durchschnitt entspricht. Aber glaubt mir, die Realität sieht anders aus! Euer Auslandsjahr wird euch dazu herausfordern alles was ihr kennt in Frage zu stellen. Manchmal gibt es zu viele Fragen und zu wenige Antworten, manchmal viel zu viele Antworten und es ist unmöglich zu wissen, welche die richtige ist. 

Fakt ist, dass ich vor meinem Auslandsjahr dachte ganz genau zu wissen wer ich bin. Ich habe mich oft maßlos überschätzt und dachte ich wäre die goldene Ausnahme. Aber das bin ich nicht - und das will ich auch gar nicht mehr sein. Bei den Seminaren erzählen sie einem, wie viel Selbstbewusstsein man während seines Jahres gewinnt. Ich würde es jedoch eher Eigenwahrnehmung nennen. Was vermisse ich? Wann vermisse ich es? Vermisse ich es überhaupt? Wenn nicht, was sagt das über mich aus? Und dann endlose Gefühlsschwankungen. In einem Moment möchte man nie wieder gehen und am liebsten gleich das F1 Visa beantragen und im nächsten sind die verbleibenden 154 Tage eine viel zu lange Zeit und das alte Leben viel zu weit entfernt. Aber eine der Sachen, die man lernen muss, um sein Auslandsjahr so richtig genießen zu können, ist diese Achterbahn zu akzeptieren. Hier eines meiner Lieblingszitate aus One Tree Hill (womit ich noch einmal verdeutlichen kann, dass ich tatsächlich alle 9 Staffeln gesuchtet habe):   

So, I’ve been thinking about this whole “being happy” thing and I feel like people get lost when they think of happiness as a destination. Well, we’re always thinking that someday we’ll be happy. You know, we’ll get that car or that job or that person in our lives that’ll fix everything. But happiness is a mood,and it’s a condition,not a destination.It’s like being tired or hungry. It’s not permanent. It comes and goes,and that’s okay. And I feel like if people thought of it that way,they’d find happiness a lot more often. 

Und das heißt so viel wie: Wir erwarten dieses perfekte Austauschjahr, in dem alles glatt läuft, wir mehr Freude und Aufregung erleben, als in jedem anderen Jahr unseres Lebens und das Glück auf unserer Seite steht. Was wir dabei vergessen ist, dass Freude kein ewig anhaltener Zustand ist, sondern nur ein Gefühl. Ein Gefühl, das kommt und geht, solange wir menschlich sind. Wir erwarten, dass wir uns zum Positiven verändern und eine riesige Charakterentwicklung durchmachen, aber dabei jederzeit gut gelaunt sind und Regenbogen kotzen. Aber so ist es nicht. Ist es okay ab und zu hungrig zu sein? Natürlich ist es das! Ist es okay sich ab und zu einsam zu fühlen oder unzufrieden zu sein? Absolut! Freude ist kein anhaltendes Ziel. Es ist etwas, dass uns durch unser Austauschjahr begleitet, sich jedoch ab und zu auch mal verabschiedet. Physik-Lehrer bestehen ständig auf "Je, desto"-Sätze, da diese anscheinend lehrreich sein sollen. Oder so. Also formuliere ich hier jetzt meinen eigenen lehrreichen Satz, der mir in den letzten Monaten sehr geholfen hat. Je größer die Herausforderung, desto größer die Veränderung.

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