Mittwoch, 25. Februar 2015


How to survive your Auswahlgespräch

Also, vorausgesetzt sie fanden euer Bild süß und vielleicht ja sogar den Inhalt eures Motivationsschreibens, erhaltet ihr mit sehr großer Wahrscheinlichkeit eine Einladung zum Auswahlgespräch.

Soweit ich mich erinnern kann, war diese jedoch sehr wenig aussagekräftig. 
Fakt ist aber, dass ihr Gegenstände mitbringen müsst. In meinem Fall einen, der mich selbst und einen, der meinen Wunsch zu Reisen beschreibt. Da gibt es natürlich jede Menge Möglichkeiten. In einer Gesprächsrunde wurde der persönliche Gegenstand gezeigt und anschließend vorgestellt. Da kamen einige Portemonnaies zum Vorschein, ein Star Wars Titelmusik-Set (was hoffentlich keine Anspielung auf Darth Vader darstellen sollte :D), ein Fechtdegen, heißer Kaffee und viele andere geniale Ideen.
Ich hatte mein kleines rosa Buch dabei, in dem ich meine Gedanken festhalte, Gedichte schreibe oder Texte verfasse, etwas das mich besser beschreibt wäre schwer zu finden gewesen.

Natürlich recherchiert ihr vor eurem Seminar im Internet. Jeder der behauptet er hätte es nicht getan lügt. Man ist aufgeregt, unsicher und möchte schnellstmöglich wissen was auf einen zukommt. Aber es ist unglaublich wichtig, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. 
Auf den politischen Test solltet ihr euch trotzdem vorbereiten. Obwohl mein Wissen auch zuvor nicht schlecht war, hat es mir doch viel geholfen mir noch einmal die Minister und einige wichtige Daten in der Geschichte Deutschlands und der USA anzusehen. Vieles hätte ich in einem ruhigen Moment gewusst, doch vielleicht seid ihr mir ja ähnlicher als ihr denkt und verliert bei zu viel Aufregung leicht die Konzentration. Also, sicher ist sicher.

Danach kamen die Einzelgespräche. Dazu teilten sich die Betreuer in mehrere Grüppchen auf.
Als ich schließlich in ein Zimmer gerufen wurde, spürte ich Panik in mir aufsteigen. Ganz offensichtlich hatte ich die böser Cop, guter Cop-Variante erwischt.
Vor mir saßen ein Mann, der mich mit seinen kalten blauen Augen durchbohrte und eine lieb lächelnde Frau, der ihre Aufgabe großen Spaß zu machen schien.
Um es mal kurz zufassen: Ich musste mehrere politische Fragen beantworten, durfte zu aktuellen Themen meine eigene Meinung einbringen, sollte einige Teile meines Lebenslaufs näher erläutern und bekam die Aufgabe meinen zweiten Gegenstand auf Englisch vorzustellen.
Letzteres gelang mir recht... bescheiden. Schon beim ersten Satz („This is a... Globus“) bekam ich das Bedürfnis meinen Kopf geräuschvoll auf die Tischplatte knallen zu lassen. 

Falls ihr am Morgen nichts essen konntet, verzagt nicht, es gibt viele Snacks, Getränke und sogar Obst. Jedenfalls war das bei mir so, wenn es bei euch anders ist, mein Beileid.
Die letzte große Hürde war eine Debatte, in der man einer Partei zugeteilt wurde und anschließend über verschiedene Themen diskutieren musste. Da ich in die FDP kam war ich an dieser Stelle ziemlich aufgeschmissen, weil ich nur wenige Punkte ihres Wahlprogramms ausführlicher kannte.
Ich habe also einfach versucht intelligent und weitsichtig zu klingen. Was hatte ich auch für eine Wahl? „Lasst uns nicht über die Energiewende sprechen, besinnen wir uns lieber auf die kleinen Dinge im Leben! Wir wäre es denn, wenn wir in der Innenstadt ein paar Kakteen pflanzen würden?“

Insgesamt ging der Spaß vier Stunden, einschließlich kleiner anderer Spiele und Gespräche, die jedoch keine große Relevanz besaßen. Ich muss zugeben, dass es eigentlich ganz lustig war. Die Leute waren super nett und die Atmosphäre hat sich nach kurzer Zeit sehr aufgelockert. Das Wichtigste ist, dass man stets positiv denkt und der Welt ein Lächeln schenkt, dann ist man selbst gleich viel glücklicher und die Menschen um einen herum erwidern es meist.
Jedenfalls hieß es danach wieder hoffen und warten, so wie es bei einer Bewerbung für das PPP oft der Fall ist. Nach zwei Wochen jedoch war der nächste Brief da.

Montag, 23. Februar 2015

PPP? Kann man das essen?“



Dies hier ist er also – mein erster Post. :)



Momentan sitze ich noch in meinem kleinen gemütlichen Zimmer in Deutschland, dessen einzig amerikanischer Part ein golden eingerahmtes Statue of Liberty-Poster ist, welches ich vor gut einem Jahr über meinem Bett aufgehängt habe. Doch in weniger als sechs Monaten wird sich meine Welt um hundertachzig Grad drehen.
Angefangen hat alles mit einem Flyer, der an unserer Schule ausgeteilt wurde. Ohne jeglichen Plan, was er eigentlich zu bedeuten hatte, versuchte ich ihn meinen Eltern zu überreichen, jedoch mit der festen Überzeugung, sie würden die Augen verdrehen und ihn in die nächste Ecke verbannen.

So haben sie es nämlich immer getan, wenn ich wieder einmal mit meinen Amerika Träumen um mich warf. Über 10.000 Euro – so viel kostet ein Schuljahr im Ausland, ganz ohne Taschengeld und weitere anfallende Nebenkosten. Für meine Familie zu viel, das war mir durchaus bewusst, doch ich bin eine Kämpfernatur...oder einfach penetrant nervig, das kann man in diesem Fall auslegen wie man möchte. :D Und dann geschah das Unmögliche. 
Meine Mutter lächelte und meinte nachdenklich: „Nun, versuchen kannst du es ja mal.“

Versuchen kannst du es ja mal? Dieses PPP ist ja wirklich eine große Sache.“ PPP? Eine neuartige Hunderasse? Etwas zu Essen? Eine Art Wortspiel?
Vielleicht hätte ich zuvor lesen sollen, worum es sich tatsächlich handelte und nicht, gebannt von der Vorderseite, irgendetwas voraussetzen sollen. Im Nachhinein jedoch irrelevant.

Als ich verstand, dass tatsächlich eine, wenn auch winzige, Chance existierte, mit einem Vollstipendium zu reisen, beschloss ich mein Glück zu versuchen. Dazu schickt man einen kleinen Bewerbungszettel an die für den jeweiligen Wahlkreis zuständige Organisation und schwupps, ein paar Tage später findet man Unterlagen in seinem Briefkasten.
Nun erwarten einen mehrere Seiten Ankreuzspaß und jede Menge Fragen.

Wo wohnst du? Wer lebt mit dir zusammen? Hast du Krankheiten? Wenn ja, wie viele? Welchen Beruf üben deine Eltern aus? Was tust du bis zur Abreise, um deine Sprachkenntnisse zu verbessern? Beteiligst du dich an Arbeitsgemeinschaften? (Bist du ein hobbyloser, einsamer Psychopath ohne jegliches Engagement, der an mehr als 8 Erkrankungen leidet? Wenn ja, warum ist Schinken orange?)
Und, mein absoluter Lieblingspart: Das Motivationsschreiben.

Zwei Seiten zum Austoben.Wenn man das Schreiben liebt und gerne mit Wörtern umgeht, ergibt sich an dieser Stelle ein großer Vorteil. Doch auch wenn dies weniger zu euren Stärken gehören sollte, nehmt euch für diesen Part Zeit. Geht in euch:

Was macht euch zu etwas Besonderem? Warum wollt ihr unbedingt in die USA?

Wenn ihr euch für das PPP bewerbt, solltet ihr genau wissen, warum ihr dies tut. „Weil mir meine Eltern kein Geld in den Arsch schieben ist kein Argument. Jedenfalls kein gutes.

 Der Umfang der Bewerbungsunterlagen variiert stark von Organisation zu Organisation.

Doch egal was ihr tut – nehmt es ernst. Später kann dies über alles oder nichts entscheiden.

Wenn ihr es also wollt - wirklich wollt - dann gebt euer Bestes, klatscht ein sympathisches Bild drauf und dann Daumen drücken, dass ihr nach einigen Wochen den nächsten Zettel in eurem Briefkasten vorfindet. 
Damit war der erste Schritt getan. :)