Donnerstag, 11. Februar 2016

Heute starte ich eine neue Reihe an Posts. Und zwar werde ich mich wichtigen Fragen oder Gedanken widmen, die einige jetzige oder baldige Austauschschüler beschäftigen und ganz einfach meine Meinung dazu preisgeben. Also, here we go.



Mein heutiger Post geht vor allem an alle Mädchen da draußen, die so wie ich jedes Mal Panik bekommen, wenn sie darüber nachdenken sich in weniger als vier Monaten wiegen zu müssen und in Ohnmacht zu fallen. Ja, das Thema Ernährung ist hier in Amerika (und gerade im Fastfood-State Texas) ein sehr...spezielles. Und damit meine ich, dass die Ami-Gurls den Stoffwechsel von wilden Blumenfledermäusen haben. (Anscheinend sind das Tiere mit gutem Stoffwechsel...) Und natürlich sind hier alle totale Pro-Athleten, wodurch jeder so viel essen kann wie er will. Um das mal genauer darzustellen beschreibe ich meinen Ernährungs-Alltag. DEUTSCHLAND VS. AMERIKA- GO

1. DEUTSCHLAND

Frühstück

Bevor man in die Schule geht sollte man natürlich wenigstens etwas kleines essen. Als ernährungsbewusster Mensch greife ich zu Obst und ein Wenig Joghurt. Vielleicht sogar einige Nüsse, denn diese sind ja bekanntlich gut für das Gedächtnis. Zusammen mit einer Tasse Kaffee bildet dies die Grundlage für meinen Tag. Später in der Schule gibt es Brot oder noch mehr Obst, an besonders gefährlichen Tagen wage ich es sogar einen Müslirigel mitzunehmen, aber natürlich nicht ohne mich schlecht zu fühlen, da in diesem ja einige Gramm Zucker stecken.

Mittag

Da ich das Schulessen nicht ausstehen kann, bereite ich zu Hause Nudeln zu, vielleicht mit Gemüse, vielleicht trocken. Ab und zu etwas langweliger, fader Schinken. Manchmal gibt es aber auch nur noch mehr Brot, ungekochtes Gemüse oder Joghurt. 

Abendbrot

Tja, was isst der Deutsche abends? Wir in Sachsen nennen es "Bemme". Butterbrot, Salat, Wurst, Käse. Etwas, was sich der Amerikaner in seinen schlimmsten Albträumen nicht ausmalen kann. Aber als Gewohnheitstier weiß man seine Wurstbemme und den Karottenapfelsalat eben durchaus zu schätzen.
 

2. AMERIKA

Da es hier ja leider keine Frühstückspause gibt, muss man sich am Morgen für den Krieg vorbereiten. Bloß nicht zu wenig essen, sonst überlebt man die nächsten 5 einhalb Stunden nur mit peinlichem Magenknurren und schlechter Laune. Mein liebstes amerikanisches Frühstück? Poptarts! Jetzt fragt sich so mancher: "Ehm Sekunde mal was n das?" Poptarts sind nichts anderes als quietschsüßes Gebäck mit quietschsüßer Füllung und Zuckerguss. Diese kann man so ziemlich zu jeder Tageszeit essen, aber ich bevorzuge sie zum Frühstück. Dann liebt der Amerikaner Cereal, also im Durchschnitt quietschsüße Cornflakes, die nach Zucker mit Zucker schmecken.
Zu Mittag kann man sich dann in der Schule Lunch kaufen. Dank Obama gibt es da eine großartige Auswahl an "gesunden" Speisen. Von gesunden Hamburgern zu gesunden Tacos zu gesunden Chickennuggets. Ich hätte nie gedacht, dass ich das von Cafeteria-Frau-Haar verseuchte Essen meiner alten Schule mal vermissen würde, aber der Salat an meiner High School schmeckt wie Papier mit frittiertem Bleistift. Hat dafür aber natürlich jede Menge Kalorien. Bei den Amis hat Lunch keinen großen Wert. Wir kennen natürlich das gute alte Sprichwort" Iss morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König, abends wie ein Bettelmann", denn das sagte ja schon Oma. Hier sagen die Omas wohl eher "Iss morgens reichlich Poptarts, mittags iss irgendwas und abends gibt es dann Fastfood"  In Deutschland esse ich sowas wie Hamburger vielleicht 3-4 Mal im Jahr. Hier gibt es das jede Woche mindestens einmal. Ob man mit Freunden zu Five Guys geht, oder sich schnell abends etwas bei Whataburger holt, grundsätzlich gibt es ständig Fries, also Pommes und Cola oder Dr.Pepper. Und jetzt denkt man sich vermutlich "Hah! Ich wusste es! Amis sind fett!" Aber so ist es nicht. In meiner High School gibt es nicht viel mehr dicke Menschen, als in den meisten deutschen Großstadtschulen. Der Unterschied ist, dass hier jeder Sport macht. Oder vielleicht ist es auch der bereits oben benannte Stoffwechsel. Wer kann das schon genau sagen. Jedenfalls ist es beneidenswert. Abends gibt es oft viel zu Essen, also nicht wie bei uns Brot und Käse, sondern warmes Essen. Zwischen den Mahlzeiten gönnt man sich ständig Eiscreme, Cakeballs (denn die werden an meiner Schule so ziemlich jede zweite Woche in den Gängen verkauft) oder Milkshakes von Sonic, weil man vor der Theaterprobe genug Zeit hat, um seine Figur noch ein wenig mehr zu versauen. Kurz gesagt, man isst ungesund, viel und ohne Hemmung. Denn ständig kommt einem dieser eine Satz in den Kopf. "Das ist das einzige Austauschjahr, das du je bekommen wirst!" oder "Das nehme ich alles ab, wenn ich wieder da bin!" Die meisten nehmen zwischen 5 und 7 Kilo zu. Manche mehr. Manche weniger. Das kommt darauf an, ob man Sport macht und vor allem, in welchem Teil der USA man lebt. Ich, sportlich wie eine Kartoffel und in Texas lebend, habe es also alles in allem schlecht getroffen und werde meine bereits zugenommenen 3-4 Kilo vermutlich noch erweitern. Aber momentan vertraue ich ganz einfach auf die Stimme in meinem Kopf und hoffe, dass das Gewicht genauso schnell wieder verschwindet, wie es gekommen ist. Die genauen Resultate werde ich dann in einem Jahr preisgeben. Aber Fakt ist, dass man sich keinen Stress mit solchen Kleinigkeiten machen sollte. Das ist unser Jahr. Es sind schon zu viele magersüchtig geworden, oder haben völlig sinnlose Essstörungen entwickelt. Wir sind alle schön, ob nun mit 10 Kilo weniger oder mehr. Letzten Endes spielt es keine Rolle. Beim Austausch geht es um so viel mehr, als wie man aussieht. Es geht um Charakter, Verständnis und so viele wichtige Lektionen für das gesamte Leben. Also vergesst einfach mal für eine längere Zeit wie wichtig es euch war eure Kleidergröße 34,36, 38 oder was-auch-immer zu tragen und seid glücklich mit der Person die ihr seid, nicht mit der Kleidergröße, die ihr haben wollt.