Sonntag, 8. Mai 2016

 Wie ich rausgekickt wurde und was man über Gastfamilienwechsel wissen sollte



Ich erinnere mich noch gut daran wie es war zu Hause zu sitzen und daran zu denken für 10 Monate lang mit einer Familie zusammenzuleben, die mir in diesem Moment noch völlig fremd war. Als sich im Juni mein Gastfamilien-Status von "in Arbeit" zu "bearbeitet" geändert hat, habe ich vor Freude geweint. Die Euphorie kann sich jedoch schnell legen. Es gibt unzählige Austauschschüler, die während ihres Jahres die Gastfamilie wechseln. Man findet im Internet kaum Erklärungen zu "Warum? Weshalb? Wieso?" Dies liegt daran, dass es einem von der Organisation nicht erlaubt wird. Also werdet ihr hier an dieser Stelle auch keine genaueren Details finden. Einiges möchte ich euch allerdings gerne mitteilen. "Gastfamilienwechsel ist die letzte Option", so sagt es jede Organisation, mit der man seinen Austausch machen kann. Doch was bedeutet das, letzte Option? Das habe ich mich in den letzten Monaten unzählige Male gefragt und ich wünschte ich hätte meine Antwort eher gefunden. Sobald sich der Gedanke "Gastfamilienwechsel" in euren Kopf gesetzt hat und euch für mehr als 3 Wochen einfach nicht mehr loslassen will, ist die Sache im Prinzip schon entschieden. Ihr könnt keinen emotionalen Frieden mehr schließen. Ständig fragt man sich wie es sein könnte. Warum sich alles so ergeben hat, wie es ist. Ich habe viele Fehler und bin nicht einmal irgenwo in der Nähe von perfekt, aber ich bin definitiv nicht respektlos oder eine Person die Probleme verursacht. Ich vesuche zu helfen wo auch immer ich kann und keine Last zu sein. Wenn es zu Konflikten kommt beziehe ich alles sofort immer zu erst auf mich und denke es ist meine Schuld. Somit habe ich für eine lange Zeit sehr gelitten und versucht an der Sache zu arbeiten, sie besser zu machen. Aber das könnt ihr nicht, wenn es nicht von beiden Seiten kommt. Manchmal sogar dan nicht. Austauschschüler wechseln aus den verschiedensten Gründen. Ich wurde rausgekickt. Und ich würde euch den Grund gerne erklären, doch um ehrlich zu sein kenne ich ihn nicht. Ich kämpfe selbst noch mit dem Gedanken, weil ich es nicht verstanden habe und auch jetzt noch nicht tue. Auf einmal hieß es ich wäre im Haus nicht mehr wilkommen und vom einen auf den anderen Tag verließ ich die Familie, mit der ich 8 Monate meines Lebens verbracht hatte.  Manchmal schlägt das Schicksal Richtungen ein, mit denen man nie gerechnet hätte. Und manchmal stellen sich diese als das Beste heraus, was hätte passieren können. Nachdem ich acht Monate lang versucht habe aus allem das Beste zu machen, habe ich nun die absolut beste Gastfamilie. Eine Gastfamilie, die mich liebt und mir das jeden Tag sagt und zeigt. Ich muss nicht mehr "versuchen". An nichts mehr "arbeiten". Ich bin gut so wie ich bin. Und wenn das nicht das Beste ist, was ist es dann. Wenn ihr das Gefühl habt euch geht es so wie es mir erging, wechselt. "Es geht mir nicht gut", ist Grund genug. Lasst euch von niemandem sagen wie ihr euch zu fühlen habt. Ihr allein seid für euch verantwortlich. Falls ihr Probleme, Ängste oder Bedenken habt, schreibt mir. Ich bin vielleicht nicht Dr. Sommer oder Dr. Phil, aber Dr. Clemen klingt ziemlich cool.






 

Sport im Austauschjahr – Glück&Segen oder sozialer Selbstmord





"Hm, nu was fangsch n jetz mit meim Lem an", eine Frage die sich jeder sächsisch-deutsche Austauschschüler am Anfang seines Jahres stellt. Übersetzt ist dies so viel wie "Wie gestalte ich meine Freizeit während ich hier in den United States of America lebe?" Im Gegensatz zu Deutschland hat man hier tausende Möglichkeiten, die direkt mit der Schule verbunden sind. Wenigstens eine Aktivität sollte man tun, um Anschluss zu finden und seine Zeit nicht zu verschwenden. Neben Theater, Debattierclubs und ähnlichem gibt es an jeder Schule Sportarten. Egal wie klein deine Schule ist, wenigstens ein Football und Baseball-Team gibt es immer. Und für Mädchen meist Volleyball und Softball. Am Ende hat man also wenigstens eine kleine Auswahl, unabhängig von wie groß die High School ist. Am Anfang des Jahres war ich so sportlich wie ein Stein. Als ich also mit Volleyball angefangen habe, um "Teamgeist" zu zeigen und mich "an meinen neuen Lebensraum anzupassen" bin ich tierisch auf die Fresse geflogen. Überraschung: Wenn man zuvor nicht sportlich war, entwickelt man über den Sommer nicht plötzlich Superkräfte. Dummer Weise begann das Volleyball-Training bereits zwei Monate, bevor ich über den Teich kam und so war ich nicht nur schlecht, sondern zudem auch noch spät. Keine guten Bedingungen, um bei der "Cool-Clique" Eindruck zu schinden. Nach drei Wochen gab ich mich also geschlagen und fand mich damit ab niemals bei den internationalen Frauenmeisterschaften teilnehmen zu können. Als ich später jedoch eine meiner besten Freundinnen kennenlernte, die mir von Cross Country und Track erzählte, änderte sich diese Einstellung wieder. Wenn ich während meines Austauschjahres tatsächlich die durchschnittlichen 7 Kilo zunehmen würde, könnte ich wenigstens rennen, um der Sache entgegenzuwirken. (Spoiler-Alert: Ich habe keine 7 Kilo zugenommen...Aber ich hab ja noch einen Monat Zeit.) Jedenfalls waren am Anfang trotzdem alle viel besser als ich und ich habe gegen mich selbst kämpfen müssen. Von diesem Punkt an sah ich meine (heutigen besten) Freunde jedoch jeden Tag und wir begannen eine richtige Freundschaft aufzubauen. Cross Country war schon zur Hälfte vorbei, aber die wenigen Wochen, die mir blieben, halfen mir mich in meinem neuen Zuhause wohler zu fühlen. Track Season kam wenige Wochen nachdem Cross Country vorbei war. Aufgrund von Theater konnte ich nur zu zwei von fünf Trainingstagen kommen, was natürlich nicht half, wenn man bedenkt, dass ich sowieso schon nicht gut war, aber ich bin trotz allem froh es getan zu haben. Im letzten Rennen der Saison wurde ich das erste Mal in meinem Leben in einem Wettrennen erster Platz. Mit Medaille und allem. Ich kann mir nur schwer vorstellen wie mein Jahr verlaufen wäre, wenn ich Rennen nicht für mich entdeckt hätte. Wo ist also die Moral für Austauschschüler ohne sportliches Talent und einer Begabung sich in öffentlichen Orten zu blamieren? Ganz einfach. Lasst nichts unversucht. Klammert euch nicht an eine Vorstellung. Manchmal kommt alles anders als man denkt. Seid offen. Wenn Menschen euch fragen etwas neues zu probieren, tut es. Was kann schon passieren? Aber wenn ihr merkt, dass ihr euch unwohl fühlt oder mit den Leuten nicht klar kommt oder eben wirklich keinen Spaß an der Sportart finden könnt, habt keine Angst abzubrechen. Es gibt so viele Sachen, die ihr machen könnt. Vielleicht ist der Mathe-Club ja das Richtige für euch. Oder der Schach-Club. Aber brecht nicht gleich ab. Manchmal muss man sich durch einige Sachen durchkämpfen, um sich seinen Platz zu verdienen. Um dieses Statement zu untermauern hier einige Bilder von meinem ersten Trackmeet. Enjoy.


Warum Prom ganz cool war und ich Cakeballs als zertifizierte Sanitäter einstufe

Hey fellows. Egal ob man sein Austauschjahr bereits begonnen hat, dem ganzen noch entgegenfiebert oder zuhause sitzt und darauf hofft eines Tages seinen Traum verwirklichen zu können, Prom ist immer ein ganz großer Punkt auf der "WennichinAmerikabin..."-Liste. Natürlich ist es das. Was ist schon amerikanischer als in langen Kleidern zu Taylor Swift Songs im langsamen Schritt über den Tanzboden zu schweben. Aber das ist natürlich ein dickes fettes Klischee. Prom sah für viele erst einmal so aus:
All jene Paare die sich auch in all den anderen 278 Schultagen öffentlich das Gesicht im Gang ablecken, bekamen hoffnungslos romantische Promposals, die meist vor so groß wie möglichen Menschenmassen geschahen. Sollte man also nicht in der Stimmung sein Regenbogen tanzen und Einhörner singen zu hören, sollte man sich in dieser Zeit von öffentlichen Plätzen fernhalten. Viel Glück damit. Vergesst nicht, ihr befindet euch in einer Schule. Aber keine Sorge, im Großen und Ganzen gibt es nur jede Menge "Awwwwwww"-Momente, die sich zu schönen Erinnerungen entwickeln. 
Promposals sind schon so eine Sache. (Für all die deutschen Deutschen unter uns: Promposal setzt sich zusammen aus Prom und Proposal, was im Deutschen so viel wie "Prom-Antrag" bedeutet.) An manchen Schulen werden sie extrem überbewertet und ohne Date und Promposal steht man alleine da. An manchen Schulen sind sie etwas Besonderes. Ein Tipp, den ich jedem mitgeben möchte, ist sich nicht zusehr darauf zu versteifen ein Date haben zu wollen. Ich wurde zwar ausgefragt, habe mich aber dafür entschieden die Nacht mit meinen Freunden zu verbringen. Meiner Meinung nach die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Es ist ehrlich gesagt viel lustiger mit vielen Menschen zu tanzen und sich selbst beim Tanzen nicht so ernst zu nehmen, als die Zeit mit seinem Date zu verbringen und es am Ende zu bereuen.  Jeder Prom ist anders, das muss einem gleich im Vorhinein klar sein. Habt nicht zu viele Erwartungen, macht euch keine Platte. Wenn es nicht die großartigste Nacht in eurem Leben ist, geht die Welt ganz sicher auch nicht unter. Manche bereiten sich 20 Stunden vorher schon vor, lassen ihr Makeup professionell machen und bekommen eine 200 Dollar Mani-und Pediküre. Und dann, wenn sie endlich beim Prom ankommen bricht ihnen der Absatz und sie fühlen sich unperfekt. Damit ist der Abend gelaufen. Aller Spaß hinüber. Was spielt es denn für eine Rolle, dass man 1000 Dollar für sein Kleid ausgegeben hat und so viel Haarspray im Haar trägt, dass man seine Hochsteckfrisur erst wieder loswerden wird wenn man alt und runzlig ist. 
Versteht ihr, was ich meine? Es ist eine Nacht, in der ihr Spaß haben solltet. Und klar, es ist cool sich vorher fertig zu machen und Kleidershoppen ist für viele definitiv ein Highlight, aber am Ende kommt es nur darauf an, ob ihr Spaß hattet. 
Meine Promvorbereitung sah generell auch etwas anders aus. Während alle anderen Mädchen an meiner Schule schon am Morgen mit Gesichtsmasken loslegten, war ich auf dem Weg zu unserem ersten Theaterwettbewerb. Distrikt. Unsere Theatershow drehte sich um die Kindes-Entführung von Charlie Lindbergh in den 1930ern und um einen Schwarz-Weiß-Effekt herbeizuführen, war unser ganzer Körper mit Farbe zugekleistert. Was auf der Bühne einen ziemlich coolen Eindruck machte. Als wir jedoch 2 Stunden hatten und ein einziges Badezimmer für ungefähr 15 Menschen, die sich alle promfertig machen wollten, wurde es zum Problem. Am Anfang sahen wir nämlich so aus: 



Und innerhalb von einer Stunde(,denn die andere Stunde verbrachten wir mit an die Tür Pochen und Warten,) geschah folgende Veränderung.



Zwischendurch hatten wir eine Stunde, um von der Stadt unseres Wettbewerbes zurück nach Hause zu kommen, um pünktlich für Prom da zu sein. Da ich am Morgen unglaublich aufgeregt war und so nichts aß, war ich am Anfang des Abends kurz vor dem verhungern. Was genau es beim Prom zu Essen gibt ist genauso unterschiedlich wie alles andere. Bei uns gab es jedenfalls nichts als Cakeballs. Da mein Blutzucker jedoch so im Keller war, hatte ich davon gefühlte 10000 und nur so konnte ich den Abend überleben. Für Menschen mit normalem Promablauf wäre es also vermutlich eine gute Idee bereits vor Prom Essen zu gehen. Und nach Prom dann natürlich noch mal, denn das ist ja Tradition. Also kurz gesagt: Prom ist eine Menge Tanzen, eine Menge Essen und jede Menge Spaß. Aber es kommt immer darauf an, was man aus seiner Nacht macht.





Hey zusammen.



Erstmal möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich solange nichts von mir hören lassen habe. Um es einmal kurz zu sagen: Es ist so viel passiert. Und ich wusste nicht wo ich anfangen sollte. Und ich wusste nicht wo ich aufhören hätte können. Im Großen und Ganzen gliedern sich meine nächsten Einträge in folgende Überschriften



  1. Warum Prom ganz cool war und ich Cakeballs als zertifizierte Sanitäter einstufe
  2. Sport im Austauschjahr – Glück&Segen oder sozialer Selbstmord
  3. Wie ich rausgekickt wurde und was man über Gastfamilienwechsel wissen sollte
  4. California – der beste/teuerste/sonnigste/windigste/aufregendste Ort meiner Reise





Das sollte es also ziemlich klar machen. In den letzten Monaten hat mein Leben so einige verrückte Richtungen eingeschlagen und mich extrem beschäftigt gehalten. Man gerät in so viele Situationen, in denen man sich zuvor nie gesehen hätte und lernt so viele Menschen kennen, die nur temporär ins Leben treten und doch so einen Einfluss haben. Hätte mir am Anfang des Jahres jemand gesagt, dass Nummer 3 auf dem Plan stehen würde, ich hätte vermutlich gelacht und den Kopf geschüttelt. Oder wenn mir jemand gesagt hätte ich würde Bilder auf der Golden Gate Bridge bekommen. Aber na gut, mehr dazu später. In der richtigen Reihenfolge.