Sonntag, 8. Mai 2016

 

Sport im Austauschjahr – Glück&Segen oder sozialer Selbstmord





"Hm, nu was fangsch n jetz mit meim Lem an", eine Frage die sich jeder sächsisch-deutsche Austauschschüler am Anfang seines Jahres stellt. Übersetzt ist dies so viel wie "Wie gestalte ich meine Freizeit während ich hier in den United States of America lebe?" Im Gegensatz zu Deutschland hat man hier tausende Möglichkeiten, die direkt mit der Schule verbunden sind. Wenigstens eine Aktivität sollte man tun, um Anschluss zu finden und seine Zeit nicht zu verschwenden. Neben Theater, Debattierclubs und ähnlichem gibt es an jeder Schule Sportarten. Egal wie klein deine Schule ist, wenigstens ein Football und Baseball-Team gibt es immer. Und für Mädchen meist Volleyball und Softball. Am Ende hat man also wenigstens eine kleine Auswahl, unabhängig von wie groß die High School ist. Am Anfang des Jahres war ich so sportlich wie ein Stein. Als ich also mit Volleyball angefangen habe, um "Teamgeist" zu zeigen und mich "an meinen neuen Lebensraum anzupassen" bin ich tierisch auf die Fresse geflogen. Überraschung: Wenn man zuvor nicht sportlich war, entwickelt man über den Sommer nicht plötzlich Superkräfte. Dummer Weise begann das Volleyball-Training bereits zwei Monate, bevor ich über den Teich kam und so war ich nicht nur schlecht, sondern zudem auch noch spät. Keine guten Bedingungen, um bei der "Cool-Clique" Eindruck zu schinden. Nach drei Wochen gab ich mich also geschlagen und fand mich damit ab niemals bei den internationalen Frauenmeisterschaften teilnehmen zu können. Als ich später jedoch eine meiner besten Freundinnen kennenlernte, die mir von Cross Country und Track erzählte, änderte sich diese Einstellung wieder. Wenn ich während meines Austauschjahres tatsächlich die durchschnittlichen 7 Kilo zunehmen würde, könnte ich wenigstens rennen, um der Sache entgegenzuwirken. (Spoiler-Alert: Ich habe keine 7 Kilo zugenommen...Aber ich hab ja noch einen Monat Zeit.) Jedenfalls waren am Anfang trotzdem alle viel besser als ich und ich habe gegen mich selbst kämpfen müssen. Von diesem Punkt an sah ich meine (heutigen besten) Freunde jedoch jeden Tag und wir begannen eine richtige Freundschaft aufzubauen. Cross Country war schon zur Hälfte vorbei, aber die wenigen Wochen, die mir blieben, halfen mir mich in meinem neuen Zuhause wohler zu fühlen. Track Season kam wenige Wochen nachdem Cross Country vorbei war. Aufgrund von Theater konnte ich nur zu zwei von fünf Trainingstagen kommen, was natürlich nicht half, wenn man bedenkt, dass ich sowieso schon nicht gut war, aber ich bin trotz allem froh es getan zu haben. Im letzten Rennen der Saison wurde ich das erste Mal in meinem Leben in einem Wettrennen erster Platz. Mit Medaille und allem. Ich kann mir nur schwer vorstellen wie mein Jahr verlaufen wäre, wenn ich Rennen nicht für mich entdeckt hätte. Wo ist also die Moral für Austauschschüler ohne sportliches Talent und einer Begabung sich in öffentlichen Orten zu blamieren? Ganz einfach. Lasst nichts unversucht. Klammert euch nicht an eine Vorstellung. Manchmal kommt alles anders als man denkt. Seid offen. Wenn Menschen euch fragen etwas neues zu probieren, tut es. Was kann schon passieren? Aber wenn ihr merkt, dass ihr euch unwohl fühlt oder mit den Leuten nicht klar kommt oder eben wirklich keinen Spaß an der Sportart finden könnt, habt keine Angst abzubrechen. Es gibt so viele Sachen, die ihr machen könnt. Vielleicht ist der Mathe-Club ja das Richtige für euch. Oder der Schach-Club. Aber brecht nicht gleich ab. Manchmal muss man sich durch einige Sachen durchkämpfen, um sich seinen Platz zu verdienen. Um dieses Statement zu untermauern hier einige Bilder von meinem ersten Trackmeet. Enjoy.


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